Eintauchen

Eine schmale Seebrücke reicht weit in das Meer hinaus. Land ist nicht zu sehen. Ich sitze an einer Längsseite, lasse die Beine baumeln. Dann springe ich hinein. Tauche ab, fasse den Grund. Es ist grau-grün-sandig um mich. Und so trüb. Mit Unbehagen tauche ich wieder auf.

Die schmale Seebrücke besteht mittlerweile nur noch aus einem langen Kantholz, auf dem ich rittlings sitzen muss, um mich halten zu können. Am grauen Himmel jagen sich riesige Wolken, verändern sich immer schneller. Es ist kalt. Weit und breit nichts als die stürmische See. Ich lasse mich wieder in die Wogen fallen, tauche ein.

Von oben, mit den Füßen zuerst, schwebe ich in einen großzügigen Raum, der bauchig wirkt, als gehörte er zu einem großen Schiff. Hier ist es trocken und warm. Eine Dame im roten Kostüm empfängt mich. Ich rufe aus, hier kann man ja stehen! Sie antwortet lächelnd: Hier kann man überall stehen.

Ich gehe ein paar Schritte, schaue mich um. An den runden Kaffeetischen sitzen gepflegt gekleidete Männer und Frauen. Sie scheinen sich angenehm zu unterhalten. Die Wände sind reich mit Bernstein und Gold geschmückt und erinnern mich an russische Zarenzimmer.

An einer Wand lasse ich die Hände nach oben gleiten, will, ebenso wie ich hinein gekommen bin, nun auch weiter. Der Herr am nahen Tisch spricht mich an: „Madame! Nehmen Sie doch die Tür.“ Ich folge seiner einladenden Geste. Und tatsächlich, das, was ich jetzt ganz deutlich sehe, ist eine Türklinke. Es gibt hier Türen!

Dieser Traum aus den Anfängen meiner Lehrjahre in der Traumarbeit bestärkte mich darin, mich einzulassen. Ich verstand, dass diese Arbeit mit dem Unbewussten nicht ins Bodenlose führen muss, dass Kommunikation möglich ist, dass es Verbindungen gibt und es keiner Akrobatik bedarf, um sich zwischen den Räumen zu bewegen.

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